Letzte Woche, durfte ich auch mal wieder, frohen Erwartens, einen Brief der Gebühreneinzugs- zentrale öffnen, ausfüllen und frankiert zurückschicken. Das nervt, v.a. da das Gebührensystem ansich total bescheuert ist. Dabei finde ich grundsätzlich eine Gebühr für öffentlich rechtliches Fernseh-/ Radioprogram in Ordnung. Wo sonst ergibt sich die Möglichkeit, Sendungen abseits des Mainstreams, frei empfangbar, ohne strikte Quotenverpflichtung zu senden. Und trotzdem, eine Reformation der Gebühreneinzugspolitik ist längst fällig. So arbeiten Rundfunkgebührenbeauftragte z.B. immer noch als Selbsständige auf Provisionsbasis und dies verleitet nunmal auch zu Missbrauch. Auch sind mir, die steigenden Abgaben, bei gleichzeitiger Erweiterung des Werbeangebotes, ein Dorn im Auge.
Die 1954 eingeführte Fernsehgebühr betrug 5 DM.
Diese Gebühr blieb 16 Jahre stabil.
1970 wurde die Grundgebühr um 50 Pf., die Fernsehgebühr um 1 DM angehoben.
Danach erfolgten die Gebührenanpassungen in kürzeren Abständen.
(…)
Seit 1997 erfolgte die Gebührenanpassung in einem 4-Jahres-Turnus.
Zum 1. Januar 2009 wurde die Grundgebühr um 0,24 EUR auf 5,76 EUR, die Fernsehgebühr um 0,71 EUR auf 12,22 EUR angehoben, so dass die aktuelle Rundfunkgebühr 17,98 EUR beträgt
Anders als damals, schalten öftl. rtl.-Sender heutzutage jedoch,wenn auch in begrenztem Umfang, munter Werbung. (Werbung darf Werktags bis 20:00Uhr gesendet werden, 20 Minuten am Tag sind erlaubt) Ausserdem wird in diversen Sendungen, darin implementierte Werbung, auch nach 20:00Uhr noch ausgestrahlt; dies heisst dann jedoch Sponsoring und umgeht damit o.g. Regelung.
KarstadtQuelle – Europas größter Versandhändler wirbt mit Mama [Claudia] Schiffer und Caspar auf dem aktuellen[von 2004] Quelle-Katalog und ist froh über ein paar Promotion-Minuten in Europas größter Unterhaltungssendung [„Wetten Dass …?“]. […]. Karstadt zahlt den Babysitter für die Sendung, den Flug von London nach Klagenfurt und ein paar Bodyguards. Unter dem Titelfoto des Sommerkatalogs plaudern der Entertainer und sein Gast in der Sendung dann schließlich über Mode, Magersucht und Quelle.
[…] Am Ende kommen die Prominenten doch immer, die Wirtschaft kann ihre Marken einem Millionenpublikum präsentieren, das öffentlich-rechtliche Fernsehen umgeht das Werbeverbot nach 20 Uhr und spart Produktionskosten. So profitieren alle.
Das ursprüngliche Modell, eines unabhängigen Fernsehsender wird so natürlich zur Farce. Wenn man Werbung schaltet und wie ARD/ZDF verlauten ließen, auch auf diese angewiesen ist, gerät man automatisch in eine Abhängigkeit zur werbenden Organisation. Doch Moment:
Freiheit und Unabhängigkeit der Berichterstattung von Staat, Wirtschaft, Kirche:
* es findet kein staatlicher Einfluss auf die Programmgestaltung statt
* es findet kein staatlicher Einfluss auf die Inhalte von Programmen statt
* es gibt keinen alleinigen Einfluss einzelner Gruppen
* die Berücksichtigung aller gesellschaftlich relevanten Kräfte wird gewährleistet
* eine Ausgewogenheit von Wertung und Kritik findet statt
Das Dilemma steckt darin, dass sowohl Staat als auch Wirtschaft die Finger aus dem ganzen Gebührensystem heraushalten müssten, um die Unabhängigkeit zu wahren. Auch muss eine Grundversorgung aufrecht erhalten werden, dies wäre aber bei Pay-TV z.B. nicht der Fall. Was ist nun der Weisheit letzter Schluss ?